"TeleConf" - Konfigurieren von Geräten über Mobilfunk
2010
Motivation
Viele Netzwerkelemente (z.B. Router oder Switches) und industrielle Steuerungen werden auch heute noch initial über eine serielle Konsole konfiguriert. Im Zuge von Effizienzsteigerungen sind Spezialisten heutzutage oftmals nicht mehr selbst vor Ort bei den Geräten. Mit der beinahe flächendeckenden Verfügbarkeit von Mobilfunknetzen wäre es praktisch, Konfigurationen über diese Netze remote durchführen zu können.
Beschreibung
"TeleConf", kurz für "Tele-Configurator", ist ein robustes Embedded-System mit serieller Schnittstelle und UMTS-Karte. Für erweiterte Anwendungsbereiche sind ein LAN-Interface, genügend Speicher und Rechenleistung notwendig. TeleConf muss nur lokal angeschlossen werden. Danach lassen sich über Mobilfunk (passend zum M2M-Trend) damit aus der Ferne Konfigurationen vornehmen, als wäre man direkt mit einem Notebook vor Ort.
Ausgangspunkt für die Entwicklung von TeleConf war die Konfiguration von Routern, die über Leased Lines oder Ethernet vor Ort beim Kunden neu anzubinden sind. Neben Neuinstallationen bot sich auch die Nutzung bei Umbauten oder zum Troubleshooting bei einer Störung der Anbindung an.
Die Nutzung von TeleConf hat gegenüber reinem In-band-Management den Vorteil, dass ein direkter Zugriff auf Geräte unabhängig von der Primäranbindung möglich und keine Grundkonfiguration auf den Geräten erforderlich ist. Selbst kritischere Updates wie das Aufspielen einer neuen Firmware sind gefahrlos möglich. Im Problemfall ist man kaum noch auf die Kompetenz des Technikers, der die Hardware vor Ort installiert, angewiesen.
Die Möglichkeiten von TeleConf führen zu einer Verkürzung von Technikereinsätzen, vermeiden Wiederholungstermine (inkl. deren organisatorischem Overhead und dem unprofessionellen Auftreten gegenüber dem Kunden) und verkürzen die benötigte Arbeitszeit für Konfiguration und Troubleshooting durch den Implementierer. Damit reduzieren sich die Kosten.
Anwendungsbereiche und Features von TeleConf
- Remote-Konfiguration von Geräten (Router, Switches, etc.) über serielle Konsole - sowohl zur initialen Konfiguration als auch zum späteren Out-of-band-Management
- Nutzung als Not-/Übergangslösung bis geplante Primäranbindung verfügbar
- Emulation von Endgeräten zum Funktionstest, für Verbindungstests (Detektion von MTU-Problemen etc.) oder für Backuptests
- Firmware-Update (z.B. IOS-Update) der Geräte über integrierten tftp-Server
- Einfaches Update lokaler Daten auf TeleConf (z.B. IOS-Images) über rsync möglich
Implementierung
Ein Prototyp von TeleConf ist in kürzester Zeit, ca. zwei Arbeitstage, entwickelt worden. An Hardware kam ein Alix.6E2 von PC-Engines zum Einsatz. Es ist mit AMD Geode LX800, 256MB Hauptspeicher, serieller Schnittstelle, zwei LAN-Interfaces, MiniPCI-Slot, MiniPCIExpress-Slot und USB ausgestattet. Zusätzlich wurden 4GB CompactFlash und ein Sierra Wireless MC8790 HSPA-Modul verbaut. Die Elektronik wurde in einem Metallgehäuse untergebracht. Das Gerät ist lüfterlos, besitzt keine beweglichen Teile und hat im Jahr 2010 unter 300 Euro gekostet.
Als Betriebssystem kam die Linux-Distribution "Voyager-Linux" (Debian-basiert; 2.6er Kernel) zum Einsatz, auf dem eine Reihe weiterer OpenSource-Software installiert wurde.
Die Mobilfunkanbindung wurde über das Produkt "MPLS-Link" von Telefonica o2 realisiert. Damit ist TeleConf direkt und sicher ins Firmen-VPN eingebunden. Über ssh kann auf das TeleConf-Gerät selbst zugriffen werden; über Telnet ist das an der seriellen Schnittstelle von TeleConf angeschlossene Gerät direkt erreichbar.
Dieser direkte Zugriff auf die serielle Konsole ist über eine geschickte Kombination von xinetd, telnetd und screen realisiert, über die auch Control-Codes an die zu konfigurierenden Geräte gesendet werden können. Damit funktioniert die Konsole wie gewohnt. Über die eingebauten LEDs des Alix-Boards wird eine optische Rückmeldung über den Verbindungsstatus im Mobilfunknetz gegeben.